Zum Download in der Medienzentrale: THE ZONE OF INTEREST
Das Leid und Unrecht in den deutschen Konzentrations- und Vernichtungslagern wurde schon oft in Filmen bearbeitet. Die Darstellung des letztlich Undarstellbaren läuft aber stets Gefahr, das erlittene Grauen zu verharmlosen, indem sie den Anschein erweckt, so, wie im Film zu sehen, sei es gewesen, so hätten es die Opfer erlebt, genauso und alle Opfer in derselben Form. Und die Zuschauenden könnten das Erlittene dadurch nachvollziehen und sich mit jedem Opfer in gewisser Weise auf dieselbe Erfahrungsstufe stellen.
Ein weiteres Problem ist die Gefahr, das Leid mit expliziten Darstellungen für die Schau- und Angstlust des Publikums zu instrumentalisieren.
Seit 1945 ist die Frage umstritten, ob bzw. wie der Holocaust in der Kunst, Literatur, im Theater und Kino dargestellt werden kann und darf.
Claude Lanzmann lehnte sowohl die filmische Nachinszenierung als auch die Verwendung von Archivbildern so wie jede andere Darstellung des Holocaust bzw. der Shoah kategorisch ab. In seinem Dokumentarfilm SHOAH (1974-1985), einem der wichtigsten Filme, die sich mit dem Holocaust auseinandersetzen, beschränkt er sich auf Interviews mit überlebenden Opfern, Zeugen und auch Tätern sowie Filmbilder von Tatorten im Zustand zur Zeit der Dreharbeiten.
Lanzmanns Ansatz steht im deutlichen Gegensatz zu vielen Spiel- und Dokumentarfilmen, die mittels realistischer Inszenierung versuchen, einen Einblick in die vergangenen Geschehnisse zu ermöglichen, ein bekanntes Beispiel hierfür ist der Spielfilm SCHINDLERS LISTE von Steven Spielberg (1993), der unter anderem deshalb kontrovers diskutiert wird.
Mit THE ZONE OF INTEREST wählt Jonathan Glazer einen filmischen Zugang zur Shoah, der zwar eine Spielhandlung bietet, zugleich aber das Leid der Opfer ungezeigt lässt und nur indirekt in einigen Bildern und vor allem im Sounddesign andeutet. Das Ungeheure wird gerade durch die Fokussierung auf die häusliche Familienidylle von Lagerkommandant Rudolf Höß im bis zur Unerträglichkeit zugespitzten Kontrast mit der nur durch eine Mauer abgetrennten Todesmaschinerie des Vernichtungslagers präsent.
Der Film wurde von der Kritik überwiegend positiv aufgenommen. In Cannes lief er 2023 im Wettbewerb um den Hauptpreis und unterlag nur knapp einem anderen Film, erhielt den Großen Preis der Jury und den FIPRESCI-Preis, war 2024 für fünf „Oscars“ in wichtigen Kategorien nominiert und erhielt zwei „Oscars“ in den Kategorien "Bester internationaler Film" und "Bester Ton".
THE ZONE OF INTEREST
Spielfilm
USA/Großbritannien/Polen 2023
106 Min.
Regie: Jonathan Glazer
Buch: Jonathan Glazer, basierend auf dem Roman „The Zone of Interest“ von Martin Amis
Produktion: Ewa Puszczyńska, James Wilson
Kamera: Łukasz Żal
Schnitt: Paul Watts
Ton: Johnnie Burn, Tarn Willers
Musik: Mica Levi
Darsteller*innen: Sandra Hüller, Christian Friedel, Freya Kreutzkam, Ralph Herforth, Max Beck, Ralf Zillmann
Verleih: Leonine Distribution
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren
Altersempfehlung: ab 16 Jahren
Auszeichnungen:
Filmfestival in Cannes 2023: Großer Preis der Jury, FIPRESCI-Preis der internationalen Filmkritik
Europäischer Filmpreis 2023: Nominierungen in den wichtigsten Kategorien
Academy Award („Oscar“) 2024 in den Kategorien "Bester internationaler Film" und "Bester Ton" (Johnnie Burn, Tarn Willers)
> Der Film steht in der Medienzentrale zum Download und Streaming zur Verfügung
Weitere Links zum Film:
> THE ZONE OF INTEREST – Offizielle Film-Website mit Trailer
> Filmheft für die schulische und außerschulische Bildung (Vision Kino gGmbH, PDF)
> Interaktive Lernmaterialien für Schüler*innen und Lehrer*innen (filmisch.online)
> Kinotipp der Katholischen Filmkritik
> Film des Monats März 2024 – Jury der Evangelischen Filmarbeit
> Filmkritik von Lukas Foerster (Filmdienst.de)
> Filmkritik von Gerhard Midding (epd Film, 23.02.2024)
> Filmkritik von Maria Wiesner (Frankfurter Allgemeine Zeitung, 21.05.2023)
> Filmkritik von Daniel Kothenschulte (Frankfurter Rundschau, 21.05.2023)
> Filmkritik von David Steinitz (Süddeutsche Zeitung, 23.02.2024)
> Filmkritik von Hannah Pilarczyk (Spiegel, 25.02.2024)
> Filmkritik von Michael Meyns (Programmkino.de)
> „Auschwitz-Komitee. Vizepräsident lobt ‚The Zone of Interest’” (Evangelisch.de, 24.02.2024)
> Filme im Angebot der Medienzentrale zur Shoah (Medienliste, PDF)