Crafting Documents
Bahnbrechende Untersuchung von drei Codices aus der Kölner Dombibliothek
Drei frühmittelalterliche Handschriften aus der Kölner Dombibliothek (Cod. 63, 65, und 67), die das monumentale Werk Enarrationes in Psalmos des Kirchenvaters Augustinus (354-430) enthalten, sind einem internationalen Forscherteam von dem Projekt Crafting Documents für eine innovative Untersuchung zur Verfügung gestellt worden.
Ein Röntgenfluoreszenzspektrometer hat die Zusammensetzung der Tinte der um 800 in der nordostfranzösischen Abtei Chelles erstellten Codices an 19 unterschiedlichen Stellen - natürlich zerstörungsfrei - analysiert. Ziel war es, zentrale Referenzwerte für das Forschungsvorhaben der University of Oxford in Kooperation mit der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) zu sammeln.
Crafting Documents verbindet moderne Technik mit der Paläographie und erforscht, wie sich veränderte Methoden zur Herstellung von Tinte und Pergament auf die Arbeit von Schreibern auswirkten, die in der Übergangszeit zwischen Spätantike und Mittelalter (ca. 500 bis ca. 800 n. Chr.) schriftliche Dokumente produzierten. Durch die Analyse eines Korpus von etwa 500 Identifikationsetiketten, die ursprünglich an Reliquien von Heiligen angebracht waren, möchte das Projekt ein neues Verständnis der Materialität des geschriebenen Wortes schaffen und die Rolle der Heiligenkulte bei der Förderung dieser handwerklichen Tätigkeiten aufzeigen. Als Vergleichsobjekte dienen dabei Handschriften, die aus der gleichen Region stammen wie diese Etiketten.
«Zu den Kernaufgaben der Diözesan- und Dombibliothek Köln als Dienstleistungseinrichtung für die Forschung gehört es, die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass ihre weltweit herausragende Sammlung mittelalterlicher Handschriften sowohl in Bezug auf einzelne Überlieferungsträger und Texte als auch als ganze Sammlung immer wieder mit neuen Methoden, unter neuen Gesichtspunkten und neuen Fragestellungen betrachtet werden kann», erklärt Marcus Stark, Direktor der Diözesan- und Dombibliothek. «Das Forschungsprojekt der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung zu unterstützen, war daher für uns» - so Stark weiter - «eine Selbstverständlichkeit. Wir sind natürlich auf die Ergebnisse gespannt und freuen uns auf weitere Kooperationen».
Die untersuchten frühmittelalterliche Handschriften: